Fünf Fundstücke aus den unendlichen Weiten.
Zum Lesen:
1. Thomas.W70: 450. Geburtstag – Marlowe und Shakespeare. Der Freitag, 27.04.14
Nach diesem Text habe ich mich angesichts der Feierlichkeiten zu Shakespeares 450. heiß gesehnt. Der Autor stellt sich dem allerorts hervorblubbernden, arg simplifizierenden Geniekult entgegen und verteidigt Shakespeare „gegen die Armada seiner Lobhudler“. Manchmal greift er in seiner polemischen Wutrede ein bisschen zu weit, vor allem in seinen schwach belegten Behauptungen zur Persönlichkeit des Barden. An anderen Stellen spricht er mir aber sehr aus der Shakespeare-affinen Seele. Meine liebste Stelle richtet sich dabei gegen die Orignaltext-Hörigkeit der Produzenten und Rezpienten, die „eher eine Reaktion der Hilflosigkeit ist, im Zweifelsfall immer auf die alleinige und unbezweifelbare Genialität des Autors zu pochen.“
2.Nitsuh Abebe: The Amanda Palmer Problem: How Does a Cult Musician Become a Figure to Be Mocked? vulture.com, 27.04.13
Das Internet hasst Amanda Palmer. Verstehen kann ich das als begeisterte Unterstützerin aus Dresden-Dolls-Zeiten zwar immer noch nicht, un ein bisschen weh tut es mir auch – aber es ist ein faszinierendes Phänomen, das Nituh Abebe in diesem Text mit neutralem, kritischem Blick aufdröselt. Dabei bemängelt der Musikkritiker die „astonishing glut of policing the way Amanda Palmer feels like making art“ und hält ganz allgemein der Hate-Kultur des Internets den Spiegel vor.
3. Eva Meschede: Seniorinnen als Models – Alter vor Schönheit. süddeutsche.de, 03.05.14
Thema Körperbilder: Models im Seniorenalter werden populärer. Aber ist das eigentlich wirklich so eine coole Sache, wie man reflexartig meinen mag? Eva Meschede sieht’s kritisch – und findet „junge Hochglanzbeautys und Photoshop“ am Ende sogar irgendwie ehrlicher.
Zum Gucken:
Jep, meinereiner ist ja jetzt auch bei Twitter und dort unter @Spelunken_Jenny aufzufinden. Mit großen Kulleraugen trapse ich durch das Social-Media-Labyrinth, gegen das Facebook doch eher wie ein gut zurechtgetrimmter Vorgarten wirkt. Meinen ersten Lieblingsaccount möchte ich euch nicht vorenthalten: @OnePerfectShot würdigt brilliante Einstellungen der Filmgeschichte und huldigt dem Adlerauge der Kinematografen, die sonst wohl selten das Vergnügen haben dürften, vor dem Regisseur genannt zu werden.
5. Tilda und Tom über „Only Lovers Left Alive“
Zu guter Letzt: Zwei wunderbare Interviews meiner derzeitigen Darlings Tilda Swinton und Tom Hiddleston, die über Jarmusch und „Only Lovers Left Alive“ philosophieren. Besonders schön daran ist, dass die Interviews noch während der Aufnahmen zum Film stattfanden, sodass beide Schauspieler mit ganzem Herzen in ihren Charakteren stecken und spürbar Teil der Jarmusch-Welt sind (und ich beneide die beiden darum auch nur ein ganz kleines bisschen). Während Tilda ja bekanntlich ohnehin nicht ganz von diesem Planeten ist, hat die intensive Areit mit ihr und der Regisseur-Ikone den etliche Jahre jüngeren Hiddleston merklich beeindruckt – er formt Blumen mit seinen Händen und versucht sich im Swinton-Sprech. Allerliebst. Die Videos sind zudem sehr stilvoll gestaltet, und dann kommen sie auch noch aus Polen und sind mit polnischen Untertiteln versehen. Die verstehe ich zwar nicht, aber lesen tu ich sie doch sehr gerne.