Am Anfang stehen ein paar einsame, sanfte Gitarrenklänge, an die sich ein zurückhaltender Bass schmiegt. Sie verweben sich zu einem kuschlig weichen Blätterteppich, auf dem sich wie beiläufig einsetzend ein samtiger, melodischer Gesang darnieder bettet. Der bleibt eigentlich die ganze Zeit über seltsam unaufgeregt, während sich die Instrumente um ihn herum ständig neu arrangieren und hin und wieder zuckend aufbegehren auf dieser düstergrünen Lichtung von einem Song.
Wolfsmenschen nennen sie sich, und so klingen sie auch. Irgendwie nach haarigen Waldgeistern, friedlichen, aber scheuen Wesen, die in den Schatten zwischen den Bäumen umher huschen.
Ich mag die klaren Brüche zwischen den einzelnen Songteilen, die wiederkehrenden Parts, die umeinander einen Ringelreihen tanzen, das pointiert losbretternde Schlagzeug und den extrem bratzigen Bass, der den Sound des Songs so besonders macht. Tonangebend sind aber die beiden markanten Gitarrenriffs, die sich immer wieder neu auftürmen und verebben, sich mit einem dezenten Chor vermengen und einander die Hand reichen, um dann von der düstergrünen Waldlichtung hüpfen und wieder dem bratzigen Bass Platz zu machen… oder eben dem Gesang, der uns eine mystische Geschichte aus dem Düsterwald erzählt und dabei irgendwie immer fast sachlich klingt, auch in seinen melancholischsten Momenten.
Ich mag die kleinen Zwischentöne und das große, prächtige Gefrikkel, das der Song in meinen Ohren entfaltet wie der Pfau seine bunten Pfedern.
Das Besondere an Hesperus ist seine ausgefeilte Dynamik: Das beständige Wiederkehren von Motiven, die immer wie neu klingen; dazwischen die Momente der Stille, in denen sich alle Instrumente in den Schatten hinter den Bäumen verstecken und andächtig dem Gesang lauschen – die Momente, in denen auf eine mächtige Gitarrenwand nur ein paar versprengte Töne folgen oder alle Waldgeister einfach mal kurz den Atem anhalten.