Ein einziger Abend plus vier wirklich wichtige Folgen equals mighty Gehirngulasch. Wie soll ich das denn bloß wieder auseinanderwurschteln? Mal schauen. Tread carefully: A lot of confusion and incessant language switching ahead! Folgendes führten wir wir uns a la casa del Bismarckplatz gestern zu Gemüte:
20.30 Uhr: Game Of Thrones: „Mhysa“, Finale Staffel 3
Da hat man das Trauma namens Red Wedding mit einiger Anstrengung zu verdrängen gesucht und wird dann mir nichts, dir nichts direkt wieder ins fröhliche Geschlachte katapultiert. Na dankeschön. Ansonsten verbringt die Folge wie erwartet ihre Zeit damit, die individuellen Plots zu einem Etappenziel zu führen und neue Plotpoints für die nächste Staffel zu etablieren. Daneben dürfen wir erleben, wie Papa Lannister Joffrey ohne Essen ins Bett schickt, wie der bekloppte Ramsey eine Wurst verspeist (much more disgusting in context) und ein mächtig gereifter Samwell seinen Heterosexual Life Partner Jon Snow endlich wieder in die Arme schließen darf (seufz). Natürlich kann nichts in der finalen Folge an die emotionale Durchschlagkraft der vorletzten heranreichen, aber das wird ohnehin langsam zum Standard bei Game of Thrones. Sowieso erinnert vieles an die letzte Folge der zweiten Staffel, gerade die finale Szene – nachdem wir in Staffel zwei endlich die White Walker zu Gesicht bekommen haben, endet die Dritte mit einer Aufsicht auf Daenerys‘ beachtliches Heer und widmet sich damit dezidiert der Feuer-Seite der schlussendlich bipolaren Konfliktstruktur der Serie. Gleichzeitig schwebt die drohende Gefahr aus dem Norden über allen Plots, und ausgerechnet Melisandre spricht endlich aus, was bisher wohl nur die Zuschauer so richtig begriffen haben: „This war of five kings means nothing. The true war lies to the north.“ It’s gonna be a blast.
21.30 Uhr: The Borgias: „The Prince“, Finale Staffel 3, Serienfinale.
Links to GoT: Fictional History, Fancy English Accents, Kings and Queens and stuff
„I am dead.“ Classic Micheletto.
Und das Ende von was genau sollte das jetzt sein? Von wegen „die Geschichte ist auserzählt“, Herr Irons und Herr Jordan. Da wollte sich wohl jemand die Absetzung der Show schönreden, oder einfach die Tatsache, dass beide wohl nicht mehr so richtig viel Bock hatten auf das päpstliche Spektakel. Dabei erwarte ich nicht viel, eigentlich bloß, dass die Serie verdammt nochmal mit dem Tod des Patriarchen aufhört und die Borgia-Dynastie zu Ende erzählt. Wenigstens einen Film zum Abschluss hatte man uns versprochen, doch da scheint sich der Sender bislang quer zu stellen. Sei’s drum: Die Schlacht um Forli war schon was, auch für jemanden, der Schlachten sonst eher mal langweilig findet, hatte einen interessanten Twist und war im Detail höchst unschön anzusehen, also ganz so, wie es sein sollte. Ein letzter Auftritt Michelettos mit reichlich HoYay und klassisch bedeutungsschweren Micheletto-Lines (siehe Bild) wusste mein Fangirl-Herz zumindest ein wenig zu trösten. Ansonsten bin ich wahrscheinlich immer noch viel zu sauer, denn ich hätte nur zu gern gesehen, wie der offensichtlich seines Lebens müde Papst und sein immer irrer werdender Despotensohn Cesare ihr Imperium zerfallen sehen. So aber regte das Ende der Serie Teile unserer Gruppe zu Nazivergleichen an. Na, immerhin.
22.30 Uhr: The White Queen, Pilot
Links to The Borgias: Fictional History, Fancy English Accents, Kings and Queens and stuff. Also: Max Irons, that Son of a Pope.
Aren’t they cute? They’re gonna be sooo happy.
Nach zu langer Zeit des Wartens und des Schürens von Erwartungen hat die britische BBC-Koproduktion, die sich mit der Rolle der Frauen im War of the Roses befassen will, jetzt endlich losgelegt. Cue the outcry: Zu kitschig, zu softpornös, langweilig und historisch unakkurat. Die Klamotten! Die Sets! Die unauthentischen Dialoge! Oder, um es mit einem imdb-Board-Thread zu sagen: „Candles burning all day long – really?“ Aber genug von Dingen, die mich einen feuchten Kehricht interessieren. Kommen wir zum Wesentlichen. Während die meisten fortlaufend erzählenden Serien ihre Struktur dadurch erhalten, dass sie munter von einem Charakterplot zum nächsten hüpfen, war es ungewohnt und erfrischend, dass das Team um Headwriter Emma Frost im Piloten über weite Strecken die Perspektive Elizabeth Woodevilles beibehält. Über die junge Witwe, die sich Hals über Kopf in Möchtegern-König Edward verliebt, werden wir mehr oder weniger sanft in die Irrungen und Wirrungen des Rosenkrieges eingeführt – gleichzeitig wird durch die Perspektivierung ganz bewusst eben das ausgespart, was normalerweise im Zentrum stehen sollte. Wer sich darüber beschwert, dass die Liebesgeschichte, auf die sich der Plot konzentriert, kitschig und schönfärberisch erzählt sei, begreift nicht, dass wir die Ereignisse aus den Augen der zum Fürchten naiven Elizabeth erleben, und dass die Serie zwischen den Zeilen die zukünftigen Ereignisse mit erzählt – und die gestalten sich, wie man als Fan der Shakespeare-Histories wohl weiß, alles andere als rosig (no pun intended). Die Romanze, in der sich Elizabeth zu befinden glaubt, ist ein bitteres Trugbild, und das böse Erwachen wartet um die Ecke. Um Shakespeares Elizabeth zu zitieren: „Small joy have I in being this country’s queen.“
Der kleene Irons ist sicher nicht die Krone der Schauspielerzunft, als Edward aber passend aufgeblasen und unsympathisch, ein jugendlich-größenwahnsinniger Player, der seinen Penis als Gehirn benutzt und bald darüber stolpern wird. Die beste Leistung brachten wohl Jane McTeer als magische Mutter der titelgebenden White Queen und James Frain, der seinen Lord Warwick als rotzfrech daherplappernden Deadpan Snarker spielt, in der entscheidenden Szene aber nicht mehr viel von seiner scheinbaren Harmlosigkeit sehen lässt. Allerdings bin ich Frain-mäßig zu objektiven Urteilen nicht in der Lage, da ich gleichzeitig über-enthusiastisch und über-kritisch bin – eine seltsame Kombination, aber im Schädel eines Fangirls durchaus nicht unmöglich. Wenn er sich ein bisschen anstrengt, kann das aber was werden, denn Warwick ist eine der spannendsten Figuren in der ganzen britischen Misere. Ebenso auch Elizabeths biestige Schwiegermutter, die Duchess of York, die mit ihrer enormen Kopfbedeckung und ihrer eiskalten Verachtung zu überzeugen wusste. Warten muss ich aber immer noch, vor allem auf die Einführung der beiden Königsbrüder George und Richard (yep, der Richard) und ihrer Erzfeindin Queen Margaret, die in der schönen heilen Welt der Yorks noch einiges an Unheil anrichten wird.
23.30 Uhr: True Blood: „Who Are You, Really?“, Start der 6. Staffel.
Links to The White Queen: None, except maybe James Frain, former psychotic vampire.
Evil Vampire God Bill, reading a bed time story.
Zu diesem Zeitpunkt des Abends ist mein Gehirn schon kräftig durchgerüttelt, und ich bin immer noch dabei, White Queen, Shakespeare, Lannisters and whatnot in einen Hut zu quirlen, während mich der True-Blood-Recap an die vielen behämmerten Plots der fünften Staffel erinnert. At least there’s some Russell Edgington. I looove me some Russell. Ab jetzt muss ich leider ohne Denis O’Hares grandiosen Bösewicht auskommen, dabei würde ich Russel/Steve jederzeit Sookie/Eric/Bill/Whatever vorziehen. But anywho… gotta roll with it. Mit vielen verspielten Horrorstandards und einem (einer?) blutig nackten Billith lässt die erste Folge angenehm gruseln und eröffnet den durchaus vielversprechenden Plot Humans vs. Vampires, der die Staffel dominieren wird. Leider ist der Gouverneur, der Vorreiter der Anti-Vampir-Politik, der sich ausdrücklich nicht als neuer Big Bad empfindet, ein bisschen zu offensichtlich und dick aufgetragen, aber auch das kann ja noch werden. Bills Upgrade zum Vampirgott ist genau das, was den Charakter vorm Eingeschlafene-Füße-Syndrom retten könnte, aber vor allem Jessica und die nun noch konfliktreichere Beziehung zu ihrem Maker sind das, was mich am Billith-Plot wirklich interessiert. Die Maker-Progeny-Dynamik, überhaupt mein Lieblingsthema in True Blood, wird auch zwischen Pam und Eric auf die Probe gestellt. Ach, Pam! Wie viel weniger Spaß hätte ich ohne unsere allseits geliebte Ice Queen an diesem wilden Konvolut aus lose umherflatternden Erzählsträngen? „I’m not crying. (beat) Okay, I’m crying, but just because I’m fucking pissed!“ Mehr davon, bitte. Nur nicht jetzt. Jetzt muss ich erst mal ins Bett.