Ein Lied #1: „Falling in love with Glaciers“, Listener (2010)




Häh?
Ich meine, wow!
Ich meine, was zur Hölle?

Und kriege das verzückte Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht gewischt.

Dabei fängt alles so harmlos an, und leise, mit zärtlichem, zurückhaltenden Gitarrengeklimper. Die drängend marschierende Snare kündet bereits von dem, was kommen mag, aber man ist keineswegs ausreichend vorbereitet. Dann kommt der Gesang, der keiner ist. Listener rappt auch nicht wirklich, er erzählt, ohne Atem zu holen. Fast unmerklich drückt er aufs Gaspedal. Aber wir haben immer noch keine Ahnung, was uns erwartet.

Mit der Trompete tun sich die Himmel auf – dass er da noch die Puste dazu hat, macht mich jetzt schon fertig. Und dann beißt er die melancholisch-hymnische Trompetenmelodie einfach weg mit seinem wütendem Bellen. Jemand prügelt das Schlagzeug und bringt die Gitarre zum Jaulen, und trotzdem läuft der Gesang ihnen davon. Die Erzählerstimme wird zum Rufen, er klingt wie ein noch manischerer Connor Oberst, der sich am Rappen versucht, hinter jedem zweiten Wort ein wütendes Ausrufezeichen – „All broken! all broken!“ Wenn man dann aber auch noch sieht, wie die Spannung in seinen Körper fährt, sobald er den Mund aufmacht, wie er zuckt und zerrt und sich förmlich das Gesicht zerreißt, als sei ihm das Singen, das Sprechen, das Schreien zugleich Qual und Lebensnotwendigkeit, wie ein durchgedrehter Prediger, dem Gott mit dem kleinen Finger das Gehirn durchwühlt, dann ist die Perplexion perfekt; und so läuft der Nicht-Gesang der Musik davon und zerreißt dem Nicht-Sänger die Brust in einer grandiosen Explosion, die einen sprachlos zurücklässt, und verzückt grinsend, und: was zur Hölle war das eigentlich?

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